Die Magie der Umarmung – oder wie körperlicher Kontakt unsere Psyche positiv beeinflusst
Julia Unterberger
Umarmungen wirken wie Balsam für die Seele wenn wir uns unwohl oder einsam fühlen, ängstlich oder traurig sind. Jede Umarmung eines geliebten aber selbst fremden Menschen verändert unseren Hormonhaushalt schlagartig, beruhigt das Nervensystem und aktiviert den Parasympathikus, den so genannten Erholungsnerv.
Körperlicher Kontakt – und damit meine ich nicht intimen körperlichen Kontakt, sondern einfach menschlich liebevollen Kontakt zu unseren Mitmenschen. Er ist nicht nur wichtig, sondern essenziell für unser Wohlergehen. Liebevolle Berührungen beeinflussen unsere Körperchemie, unseren Hormonhaushalt nachgewiesen. Das bei Umarmungen ausgeschüttete Wohlfühlhormon Oxytocin baut Stress ab und stärkt emotionale Bindungen. Neben Oxytocin schüttet das Gehirn Dopamin und Serotonin aus – DIE Glücklichmacher unseres Körpers. Sie hellen sofort die Stimmung auf und können langfristig Depressionen vorbeugen.
Die in Japan von Hidenobu Sumioka durchgeführten Studie belegt sogar wissenschaftlich, dass Umarmungen den Kortisol-Spiegel im Blut und somit auch das Stresslevel senken. Gesunde Kortisolwerte stehen mit einem gut funktionierenden Immunsystem in Verbindung.
Forscher des University College London fanden sogar weitere überraschende Effekte des Umarmens heraus: Der Körperkontakt mit einer zweiten Person ruft die so genannten propriozeptive Signale (= die Tiefenwahrnehmung betreffende Signale) hervor. Diese schaffen nicht nur eine positivere Wahrnehmung für den eigenen Körper, sondern verbessern auch unser Selbstwertgefühl.
Wissenschaftler der UCLA (University of California, Los Angeles) zeichneten auf, dass das reine Halten der Hand eines geliebten Menschen währen Stresssituationen im Gehirnscan folgendes Ergebnis zeigte: Bereiche im Gehirn, die Angstgefühle und Stress reduzieren, waren aktiviert worden.
Schon seit langem ist bekannt dass liebevolle Berührung eine wunderbare Medizin ist – ganz ohne Nebenwirkungen.
Doch was wenn auf Grund der Pandemie und Lockdowns plötzlich der so essenzielle körperliche Kontakt zwischen Mitmenschen so drastisch reduziert wird?
Wenn Umarmen in Verruf gerät und wir auf politischer Ebene zum Abstand halten angehalten werden – hat dies Folgen! Diese Einschränkungen werden nicht spurlos an uns vorüber gehen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis in allen Altersschichten die Zahlen der Depressionserkrankten und psychisch instabilen Personen steigen. Genau genommen wäre es in von Angst geprägten Zeiten wie diesen sehr heilsam, physischen Kontakt bewusst zu nutzen: zur Stressreduktion und Ausschüttung von Glückshormonen.
Mein persönlicher Appell ist daher physischen liebevollen Kontakt mit den im eigenen Haushalt lebenden Mitmenschen bewusst zu pflegen: sich in den Arm nehmen, Hände halten, Bussis geben, sich liebevoll über den Rücken streichen. Diese einfache achtsame Zuwendung beeinflusst das Wohlergehen auf allen Ebenen des Seins auf so magisch positive Weise. Doch was wenn sich Familienmitglieder bereits soweit voneinander entfernt haben, dass Umarmungen nicht mehr üblich sind im Zusammenleben? Selbst bewusstes, achtsames Zuhören und in die Augen sehen löst bereits wunderbare Veränderungen aus, sodass vielleicht schon bald eine liebevolle Umarmung möglich wird.
Wir brauchen die Gemeinschaft um glücklich und gesund zu sein.
Eine gesunde Psyche bedarf positiver sozialer Kontakte, sich als Teil einer Community – einer Familie zu fühlen, sich auszutauschen, sich Aufmerksamkeit und Zeit zu schenken, füreinander da zu sein, sich wahrzunehmen.
Fundierte Studien belegen die Wichtigkeit von sozialen Kontakten als essenziellsten Faktor für das Glücklich sein im Leben von Menschen – Wichtiger als Geld und Besitztümer.
Wusstest du, dass Babies sterben würden, wenn ihnen der körperliche Kontakt, die Nähe zu Menschen genommen werden würde, selbst wenn sie gefüttert, gewickelt und versorgt wären. So wichtig ist die körperliche Nähe fürs Überleben.
Mein Aufruf in Zeiten wie diesen ist: sorgt liebevoll um euch selbst, als würdet ihr euch um euren Lieblingsmenschen kümmern. Seid nicht so hart zu euch selbst in der Selbstverurteilung, sondern hegt bewusst liebevolle Gedankenhygiene. Prüft eure inneren Dialoge – würdet ihr so mit einem Mitmenschen sprechen – wohl kaum. Pflegt den achtsamen respektvollen Umgang mit allen Personen jeden Alters. Berührt euch öfters – jedenfalls die Menschen, die euch Nahe stehen und mit denen ihr in einem Haushalt lebt. Haltet Innenschau um mit bewusster Achtsamkeit all dies zutun was glücklich macht (im Rahmen der Einschränkungen.) Findet kreative Lösungen um auf allen Ebenen, besonders jedoch auf der Ebene der Psyche gesund zu bleiben. Erhaltet euch den Humor und die Lebensfreude und stärkt euch von Innen heraus durch Meditation und das bewusste Kultivieren des Friedens im Herzen.
… und haltet euch im Gedächtnis: Umarmungen und liebevolle Berührungen helfen uns, in Krisensituationen stabil zu bleiben.
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